zurück zur Übersicht

Marktkommentar Ossen Finanz GmbH - III/2021

Im dritten Quartal dieses Jahres konnten die Aktienmärkte erneut Höchststände markieren, wenn auch diese nicht ganz bis in den Oktober gehalten haben und somit im September leichte Rückgänge zu spüren waren. Am Ende kamen Themen wie ein erneuter internationaler Anstieg der COVID-19 Zahlen, die angekündigte Straffung der Geldpolitik und China-Sorgen aufgrund der staatlichen Regulierung zusammen und führten zu einer leichten Korrektur. In Deutschland hatten wir zudem die Bundestagswahl, welche jedoch noch keine wirkliche Auswirkung zeigen konnte. Trotz der zuletzt genannten Themen stehen die Aktienmärkte fast überall sehr gut da, und diverse Experten wagen weiterhin einen positiven Ausblick – wir ebenfalls!

Bereits zweimal in Folge verzeichnen wir in diesem Jahr nun einen Rückgang der globalen Konjunkturindikatoren. Dieser ist hauptsächlich durch Lieferengpässe in den Bereichen Halbleiter und Kunststoffteile begründet, da viele Industrien die hohe Nachfrage nicht bedienen konnten. Dennoch konnte die Berichtsaison des zweiten Quartals sehr positiv beendet werden. Viele schon sehr hohe Prognosen wurden erneut übertroffen und konnten so für weiteren Aufwind sorgen. Allein die US-Unternehmensgewinne stiegen um mehr als 9% gegenüber dem Vorquartal und haben damit ein Rekordniveau erreicht.

Auch in Europa setzte sich die Erholung der Konjunktur weiter fort. Die Einkaufsmanagerindizes fielen zwar ebenfalls leicht zurück, stehen aber immer noch auf einem hohen Niveau. Eher die Inflation ist es, die einem etwas Sorge machen kann, denn, wenn auch aufgrund vieler Faktoren nachvollziehbar, so haben wir es in diesem zweiten Halbjahr mit deutlich höheren Anstiegen zu tun als bisher. Alles in Allem befeuert die Inflation weiterhin die Immobilienpreise und auch die Börsen, langfristig gesehen ist eine zu hohe Inflation nie gesund. Vor kurzem äußerte sich sogar der Chef der niederländischen Großbank ING, Steven van Rijswijk, zu den Immobilienpreisen und machte deutlich, dass es so nicht weitergehen kann, dass sich eine junge Familie heute kein Haus mehr leisten kann bzw. es immer schwieriger bis unmöglich wird, komfortablen und bezahlbaren Wohnraum zu finden. Alles in Allem haben zur Inflations- und Immobilienpreisentwicklung viele Faktoren beigetragen und das Ende der Fahnenstange wird wohl leider noch nicht erreicht sein. Diese Themen können zu Spaltungen der Gesellschaft führen, womit am Ende niemandem geholfen ist. Es gilt daher politisch auf jeden Fall, ein Augenmerk auf Verbraucherthemen zu haben. Gestiegene Preise für Gas und Strom gehören ebenfalls dazu, auch wenn bei der Energiewende noch viel gemacht werden muss, kann der Wandel nicht funktionieren, wenn die Bevölkerung das Gefühl hat, dass Änderungen nur auf ihrem Rücken ausgetragen werden. Die sich gerade bildende Regierung steht hier vor wirklich großen und historischen Herausforderungen.

Nicht nur aus Europa gibt es vieles zu berichten, auch in China hat sich etliches getan. Die Aktien dort leiden unter dem Druck der Regierung. Diese ergreift zwar langfristig gesehen einige sinnvolle Maßnahmen, dies allerdings nur unter der Prämisse, die eigene Machtposition über sämtliche Daten und Konzerne global behalten zu können. „Die Partei“ ist in China enorm stark und möchte klarstellen, dass sie weiterhin alles leitet und lenkt. So sind die chinesischen Technologieriesen und auch private Bildungsunternehmen ins Visier des Regimes geraten. Private Bildungsunternehmen dürfen neuerdings nur noch gemeinnützig arbeiten, wodurch die Regierung eine Bildungsgerechtigkeit herstellen möchte. Last but noch least kam dann noch die Meldung über den schwächelnden Immobilienentwickler „Evergrande“ auf den Tisch, bei dem die Regierung zwar bereits Milliarden Dollar investiert hat, es aber bisher noch kein deutliches Zeichen einer Rettung gab. Die chinesischen Börsen haben deutlich reagiert und auch große Konzerne wie Alibaba büßten mittlerweile ca. 50% des Aktienkurses bezogen auf den Höchststand ein. Dass es so weit kommt, haben wohl die wenigsten vorhergesehen. Dennoch bietet China enorme Chancen und hat mittelfristig unserer Meinung nach deutliches Potential.

Auch unsere Strategien können alle ein positives drittes Quartal vorweisen, wobei natürlich auch wir, dem Markt folgend, zum Ende des Quartals eine leichte Korrektur verbuchen mussten. Mit dem Jahr 2021 sind wir dennoch bisher sehr zufrieden und gehen zudem auch davon aus, dass dieser leichte Kursrückgang Ende September binnen ein paar Wochen wieder aufgeholt sein wird. Wir wollen nicht zu gierig sein und beobachten daher Marktrisiken derzeit mit besonderem Augenmerk, sind jedoch weiterhin absolut positiv gestimmt.

Fazit: Nach einem rekordverdächtigen ersten Halbjahr 2021 scheint das Wachstum zuletzt ein wenig ins Stocken geraten zu sein. Betrachtet man aber das Gesamtbild und insbesondere die Unternehmensdaten, zeigt sich, dass der Erholungskurs weiter intakt geblieben ist. Auch wenn die Corona-Krise wahrscheinlich noch lange nicht ausgestanden ist, nehmen die meisten Regierungen weltweit Abstand von Lockdowns oder anderen harten Maßnahmen wie im Vorjahr oder öffnen die Wirtschaft bereits komplett. Dieses größte Risiko für das Wachstum ist für die Börsen daher auch kaum noch von Relevanz. Weitere belastende Themen wie Inflation, Lieferengpässe, chinesische Regulierung und Evergrande-Krise haben zwar das Potential, kurzfristig für Schwankungen zu sorgen, auf lange Sicht zeichnet sich aber eine Fortführung der wirtschaftlichen Erholung ab. Die fiskalische und geldpolitische Unterstützung durch Regierungen und Notenbanken sollte den globalen Börsen ebenfalls weiter Auftrieb geben. Mit Blick auf die schwache Entwicklung von Zinsanlagen, Anleihen und die hohe Inflation führt für Anleger daher kaum ein Weg an Aktieninvestments vorbei.