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Tarifoptimierungen - Gedanken zum Solidaritätsprinzip

Im Ursprung war das Prinzip einer Versicherung recht einfach und nachvollziehbar erdacht. Alle zahlen in einen Topf, um sich gegen eine Gefahr zu schützen, die letztlich nur wenige der Gemeinschaft trifft. Das sogenannte Solidaritätsprinzip. Einfach und logisch.

Nun entwickeln und optimieren wir und vor allem auch die Wirtschaft sich laufend weiter. Jeder möchte oder muss sparen und gerecht behandelt werden. In unserer Gesellschaft hat sich der Fokus sehr auf das "ich" verschoben. Diese Entwicklung macht auch vor dem Versicherungsbereich nicht Halt. Nicht zuletzt beim Thema der Leistungen im Corona-Fall bei Nichtgeimpften wurde viel diskutiert.

Dabei ist die Impffrage natürlich nicht der einzige Bereich, der in diesem Zusammenhang zur Debatte steht, auch Rauchen, Extremsport oder Übergewicht Einzelner belasten die Gesamtheit. In einem solidarischen System zahlen alle auch für die Beteiligten, die sich einem höheren Risiko aussetzen. Rufe nach Ungerechtigkeit dieses Systems werden immer lauter. Diejenigen, die sich "richtig" verhalten, möchten dafür belohnt werden und niedrigere Beiträge zahlen. Auf den ersten Blick nachvollziehbar.

Aber wer entscheidet, was richtig und falsch ist? Möchten wir tatsächlich, dass die Versicherungsbranche festlegt, welcher Lebensstil, welches Hobby, welches Fahrverhalten das Richtige ist? Möchten wir noch mehr Daten offen legen, um unsere Lebensweise zu bestätigen und dafür belohnt oder bestraft zu werden? Unser Auto kann unser Fahrverhalten an die Kfz-Versicherung senden, unser Handy oder unsere Smartwatch können unsere Bewegungsdaten an die Krankenkasse melden, und das sind nur zwei von vielen Beispielen.

Einige von uns würden finanziell gesehen so zu den Gewinnern gehören. Vermutlich viel mehr aber auch zu den Verlierern. Mancher könnte sich gar die Versicherungsprämie nicht mehr leisten, weil es ohnehin finanziell schon knapp ist. Ein Dachdecker würde mehr für seine Krankenversicherung zahlen als eine Bürokraft. Diese Entwicklung ist unserer Meinung nach nicht im Sinne der Gemeinschaft. Letztlich würde sie Versicherungen für ganz viele Menschen extrem unattraktiv und sogar unbezahlbar machen. So wiederum würden der Versicherungsbranche viele Kunden wegbrechen und eventuell kann dann das Prinzip Versicherung für alle nicht mehr funktionieren.