Marktkommentar Ossen Finanz GmbH – I/2022
Ein wirklich extremer Jahresauftakt liegt hinter uns. Bereits zum Jahresende 2021 sorgte die Zinserhöhung der amerikanischen Zentralbank für erste Unruhe an den Märkten. Neubewertungen vieler Unternehmen und Kursrückgänge vor allem bei Technologie-Unternehmen waren die Folge. Aufgrund dieser und auch weiterer Risikofaktoren hatten wir daher im Januar angefangen, Wertpapierbestände zu reduzieren und auf Geldmarktpositionen gesetzt.
Dabei handelte es sich allerdings nur um einen kleinen Sturm im Wasserglas im Vergleich zu dem, was dann folgte. Der Russland-Ukraine Konflikt nahm immer drastischere Ausmaße an. Unternehmen wagten unter diesen Voraussetzungen nur vorsichtige Prognosen. Die Entwicklungen führten an den Börsen zum einem der schlechtesten Januarergebnisse seit der Finanzkrise 2009. Mitte Februar 2022 entschlossen wir uns, aufgrund der Unüberschaubarkeit der Lage aus den meisten Positionen auszusteigen und die vorhandene Liquidität zu parken. Dieses Vorgehen war nicht auf Anhieb für all unsere Kunden nachvollziehbar, aber da die Lage keine verlässliche Bewertung mehr zuließ, war dieser Schritt für uns unumgänglich. Spätestens mit dem Einmarsch der russischen Truppen in die Ukraine am 24.02.2022 erwies sich diese Entscheidung als richtig, denn unsere Befürchtungen wurden übertroffen und auch die Börsen reagierten deutlich auf das Schreckensszenario.
So sehr wir uns auch wünschen würden, die letzten Monate oder gar Jahre ungeschehen machen zu können, die Uhr lässt sich bekannterweise nicht zurückdrehen. Katastrophen und geopolitische Krisen gehören zur Geschichte der Menschheit dazu. Jede Krise bietet auch Chancen und ebnet Wege für Neues. Ja, manchmal ist es sogar so, dass wir extreme Ereignisse “brauchen”, um wirklich etwas zu ändern und aus unserer Komfortzone auszubrechen. Denn sind wir mal ehrlich, auch wenn wir schon lange wissen, dass zum Beispiel fossile Rohstoffe endlich sind oder Wasser nicht unbegrenzt zur Verfügung steht, so haben wir dennoch den komfortablen und luxuriösen Weg weiterverfolgt und uns sogar immer mehr in die Abhängigkeit einzelner Ressourcen und Länder begeben. Hinweise und Warnungen gab es ja schließlich seit vielen Jahrzehnten.
Corona und auch der Krieg in der Ukraine haben ein neues Zeitalter eingeläutet. Wir alle, von der Privatperson bis zum Großkonzern, müssen umdenken. Neu denken, planen und handeln. Im Wandel liegt die Chance, und Wandel ist möglich. Neue Energieformen, neue Fortbewegungsmöglichkeiten, andere Ernährungskonzepte. Wir müssen uns anpassen und werden das auch tun. Genau hierin liegen zahlreiche Chancen.
Es gibt schon jetzt etliche Unternehmen und Branchen, die als Gewinner aus den Krisen hervorgehen werden. Und hiermit meinen wir nicht nur Rheinmetall, welche sich in kürzester Zeit vom Börsenwert gesehen verdoppelt haben. Auch wenn mittlerweile das Thema Rüstung ebenso unter anderen Gesichtspunkten gesehen werden kann, so ist das dennoch ein Titel, der für uns nicht in die Portfolien gehört. Der Grundtenor bei unseren Kunden machte dies über die letzten Jahre hinweg sehr deutlich und auch unserer persönlichen Auffassung nach gibt es bessere Wege. Anders sieht es bei den Themen Nachhaltigkeit und New Economy aus, welche wir schon länger im Blick haben und bereits wieder beginnen Bestände aufzubauen.
Das Umfeld ist herausfordernd, aber mehr denn je stehen die Zeichen auf Umbruch und Wandel. Ein neuer Blick auf die Welt und die globalen Zusammenhänge ist erforderlich. Wir sind sicher, dass sich Vieles tun wird in der nächsten Zeit.
Im zweiten Quartal rechnen wir mit einer Seitwärtsbewegung der Märkte und einigen Aufs und Abs. Daher setzen wir auch auf globale Dividendentitel, die eine gewisse Grundrendite sichern sollen. Ab dem zweiten Halbjahr jedoch gehen wir von steigenden Kursen aus, sodass wir für den Jahresabschluss positiv gestimmt sind und uns durchaus ein positives Jahresendergebnis vorstellen können.
In diesem Sinne, bleiben Sie optimistisch und offen für Neues.
Ihre Ossens